CW: Tod
Mit einem leichten Grinsen verlässt Anni Stacys Wohnung. Ihre Schritte federn, Zufriedenheit durchströmt sie, als sie auf dem Kopfsteinplaster in Richtung ihres Hauses läuft.
Nachdenklich überlegt sie, wie sie es dem pimmelbildmalenden, gefrierschrankklauenden kleinen Rotzbängel Tyler damit heimzahlen kann. Nein, sie will ihm nicht wehtun. Nicht wirklich. Sie will ihn nur… naja, vielleicht ein bisschen weinen sehen. Oder wenigstens ein bisschen erschrocken sein. Seine regungslose Scheiß-egal-Haltung soll ein bisschen wanken. Wenn sie sich nicht hier im Parallelhausen rächen kann, wo denn dann?
Sie könnte die Beine der Vodoopuppe zusammenbinden, so dass Tyler einen Tag lang nur durch die Gegend hüpfen kann. Oder einfach alle fünf Minuten seinen Arm heben. Oder der Puppe die Finger zusammenbinden, damit er kein einziges Eis damit festhalten kann. Freddy hat sie gewarnt. Mit böser Magie sollte man keinen schlimmen Scherze treiben. Das ist gefährlich.
Während sie weiter ihren sehr unerwachsenen Racheplänen nachgeht, schaut sie sich die Puppe nochmal genauer an. Da hat Stacy wirklich wieder ganze Arbeit geleistet. Fein genäht, Tylers Haarbüschel ist gut eingearbeitet - den Blick auf die Puppe gesenkt, bleibt Anni plötzlich mit dem Fuß an einem hoch stehenden Pflasterstein hängen. Sie stolpert, strauchelt, versucht, sich auf den Beinen zu halten, die Vodoopuppe gleitet ihr aus der Hand - und ist plötzlich unter ihrem Fuß verschwunden, der einen Ausfallschritt gemacht hat, damit sie nicht längs auf dem Boden landet. Sie starrt die plattgedrückte Puppe an.
Fuck… fuck!
Sie rennt los zu Tylers Baumhaus. Atemlos klettert sie die Leiter hoch. Schaut sich panisch um. Sieht einen leblosen Kinderkörper auf dem Boden liegen… Tyler…
FUCKFUCKFUCK!
Nur kurz starr vor Schreck steigt die Angst in ihr auf. Ihr Magen rebelliert, ihr wird übel, alles vor ihren Augen beginnt sich zu drehen. Panisch schaut sie sich im Baumhaus um. In einer Ecke liegt eine schmutzige Decke. Vorsichtig wickelt sie den leblosen Körper darin ein. Sie kann nicht hinsehen. Das Ganze kann nicht real sein. Mit Tyler auf dem Arm verlässt sie wie in Trance das Baumhaus. Klettert die Leiter hinab. Steht da. Sprachlos. Ziellos.